Jobwechsel im Eiltempo
In 3 Wochen geht es wieder los. Der neue Job wartet! Es hat sich alles spontan ergeben – innerhalb kürzester Zeit. Maike ist kinderlos, Mitte 50, eloquent, liebt Katzen und ist eine gutaussehende brünette Frau im besten Alter. Sie hat jede Menge Energie und strotzt nur so vor Tatendrang. Die Situation fühlt sich gerade an, wie ein Pferd, das in der Startbox steht und mit den Hufen scharrt, damit es endlich wieder losrennen kann – auf Arbeit!
Maikes größte Stärke ist es, sich blitzschnell in neue Themen einzuarbeiten und sich einen genauen Überblick über ihr Einsatzgebiet zu verschaffen, viel Verantwortung zu übernehmen, die Arbeit zu sehen und selbst als Frau mit anzupacken, wenn z. Bsp. der nächste Büroumzug ins Haus steht. Sie engagiert sich für ihre Kollegen, sie ist als erstes im Büro und auch Diejenige, die als Letzte die Bürotür hinter sich verschließt. Gibt es eine Sache, die nicht funktioniert, bleibt Maike so lange an ihr dran, bis sie funktioniert. Überstunden sind kein Problem und Wochenendarbeit auch nicht. Ihr Anspruch und ihr perfektionistisches Verständnis ist immens hoch, was selbst ihren Ehemann Heinrich des Öfteren zum Augenrollen verleitet. Er kann den ganzen Stress gar nicht verstehen. Maike protestiert: sie macht etwas richtig oder gar nicht! Maike hat Spaß bei der Arbeit und die Identifikation mit ihrem Job und ihrem Arbeitgeber sind enorm. Vor allem, wenn Frau sich die Arbeit in der Organisationsabteilung noch und nöcher auf den Tisch ziehen kann, die sonst keiner sieht und für die sich auch niemand zuständig fühlt…
„Das Leben ist ein ewiges Rennen nach einem Ziel, bei dem man doch nie ankommt.“ J. Weger
… und jetzt sitzt Maike zwischen zwei Stühlen. Ihr alter Job, der ihr innerlich nach 14 Jahren immer noch nachhängt, und andererseits der neue Job, in einer anderen Branche, der sehr gut zu Maikes vielseitigem Temperament passt.
Das alles fühlt sich gerade gar nicht gut an, denn schließlich hat Maike nur gekündigt, um der neuen machthungrigen Chef-Assistenz den Weg freizumachen. In ihrer alten Stelle fühlte sie sich gemoppt, zu wenig wertgeschätzt und missverstanden. Alles was ihr wichtig war und was sie geleistet hatte, zählte nicht mehr und zum Dank für die viele Mehrarbeit auf der Büroautobahn, erhält Frau am Ende nur noch einen Tritt. Das ist nicht gerecht! Maike fehlte die Kraft, um weiter gegenzuhalten. Sie fühlte sich erschöpft und trotzdem rastlos. Es fehlte die innere Ruhe und die Einstellung: „Schei.. drauf, dann ist es eben so“! Leichter gesagt als umgesetzt. Warum soll es auch einfacher gehen, wenn Frau den beruflichen Frust lieber vor sich herschieben und mit sich selbst ausgiebig meckern kann.
Im Coaching ist Maike hippelig. Das gefühlsmäßige Spektrum reicht von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Zwischen Frust und Freude ist oft Leerlauf. Es ist ein ewiges Entweder-oder. Maike lebt zwischen gefühlsmäßigen Extremen und zieht in Gedanken innerlich selbst an sich vorbei. Maike rennt durchs Leben, bloß keinen Stillstand. Der innere Frieden fehlt und die eigenen Grenzen im Übrigen auch.
„Wenn du es eilig hast, geh langsam. Wenn du es noch eiliger hast, mach einen Umweg.“ (Zen-Buddhismus)
Kein Wunder, als Jüngste von drei Kindern, hatte sie viel Freiraum, entgegen ihrer älteren Geschwister, und doch wurde ihr viel abgenommen. „Das kannst Du doch gar nicht…!“ Zeitig zieht Maike von zu Hause aus, um ganz schnell selbstständig zu werden. Maike kommt gut allein klar. Bis jetzt. Maike fährt gedanklich im Kreisverkehr und versucht die passende Ausfahrt zu finden. Nicht nur die Gedanken sind auf Automatik eingestellt. Der einzige Ausweg ist es, sich der eigenen Muster und Handlungen bewusst zu werden, anschließend in den Spiegel der eigenen Persönlichkeit hineinzuschauen, dabei gekonnt auf die Bremse zu treten, um wieder mit einem angemessenen Tempo im Berufsleben unterwegs zu sein. „Slowdown“ heißt das Zauberwort.
Vier Wochen später ist Maike im neuen Job in einem Familienunternehmen angekommen. Der Übergang war etwas befremdlich. Die neue Kollegin begegnete ihr auf Grund von privaten Problemen etwas grimmig und die alten Zweifel waren ebenfalls wieder präsent - ob es auch wirklich die richtige Entscheidung sein kann? Andere Firma, anderes Umfeld, andere Aufgaben. Maike packt mit an und bekommt erste Zusatzaufgaben, backt Kuchen für die Kollegen und „muss“ pünktlich nach Hause gehen. Die Firmenphilosophie achtet auf eine gute Work-Life-Balance und vor allem auf einen pünktlichen Feierabend. Die neue Arbeit tut ihr gut. Maike hat gelernt auf ihre Energie zu achten, ihre Grenzen zu wahren und genau zu unterscheiden, was auf ihren Schreibtisch gehört und was auch einmal Zeit bis morgen hat.
Maike lässt es gelassen angehen. Sie braucht sich nicht mehr anzustrengen, damit ihre Leistungen anerkannt werden, über 210 % zu funktionieren oder gleich die alleinige Verantwortung für die ganze Firma zu übernehmen. Maike lässt sich Zeit, wirklich bei sich und in der neuen Firma anzukommen. Sie wirkt ausgeglichen, ihr Sprechtempo ist ruhig und sachlich, die neue Mitstreiterin im Büro ist super sympathisch und die grimmige Kollegin, wird nach Maikes Einarbeitung bald „Schnee von gestern“ sein…
…und Maike ist einfach eins – mit sich glücklich und zufrieden.