Der Weg ins bessere Hamsterrad
„Ich bekomme nicht mal richtig die Kartoffeln unter die Erde“. „Ich habe sie viel zu tief eingegraben“. „Ich bekomme aber auch gar nichts mehr hin!“ Die coole Maike stellt sich komplett selbst in Frage.
Nichts ist mehr so wie es vorher war, seit sie den Modekonzern verlassen hat. Nichts hat mehr Bedeutung, was bisher in den letzten 15 Jahren ihre Familie, ihre Arbeit und ihr Leben war. 24/7 rund um die Uhr für andere da sein: Aufgaben klären, managen, in den Stores Deutschlands unterwegs sein, auf Modesaisons die Vorauswahl an Mode für die Kunden treffen und natürlich selbst mit anpacken. Die Anerkennung beliebt und wichtig zu sein und etwas darzustellen ist weggefallen, was sich für Maike wie ein kalter Entzug anfühlt. Von der einst vielseitigen Allrounderin mit Freude an der Arbeit wurde eine unzufriedene Spezialistin, mit vielen Kleidern im Schrank, einem Dienstwagen, Handy, 5 Tagen Zusatzurlaub im Jahr und dem entsprechenden Jahresgehalt. Am Schluss bleiben nur noch Pullover im Wareneinkauf statt Menschen und Innovationen.
Maike hat ein Unternehmen verlassen, welches Werte wie Optimismus, Loyalität und Respekt vorgibt und es doch an seinen Mitarbeitern verraten hat. Ständige Umstrukturierungen, der Kollege als neuer Vorgesetzter, eine Versetzung in die Holding, das Management entkoppelt von den Mitarbeitern, endlose Meetings ohne Ergebnis, stringente und unpassende Vorgaben und die ständige Gängelei zum Kindergartenrapport. Schlussendlich wichen die Berufung und das gelebte Engagement dem täglichen Funktionieren. "The Show must go on." Irgendwann wurde die Aufgabenflut zu viel und der Frust zu groß. Irgendwann war zu viel - ein Zuviel. Daran änderte auch ein vierwöchiger Inselurlaub wenig, den sie sich schon lange gewünscht hatte. Einfach Zeit für sich, chillen, Wein trinken und mit Freundin Anne zusammen sein und das Ergebnis ist der Ärger über sich selbst, dass sie auch hier das Leben und die Zeit so wenig genießen kann.
Maike ist müde und gleichzeitig läuft der Motor weiter im Standgas. Zu groß ist die Angst vor dem sozialen Abstieg und der kommenden Veränderung. Obwohl die Zeit da ist, das Leben in vollen Zügen zu genießen, treibt sie das Innerste immer wieder dazu an, weiterzuarbeiten. Es fehlt das Ziel, der Plan und die passende Option, um wirklich loslassen zu können - das Ziel für ein Danach, um den Schalter einfach einmal umzulegen. So wie früher. Maike will ihr altes Leben zurück – zurück ins Hamsterrad.
Menschen und Dinge sind ersetzbar – Veränderungen öffnen neue Wege.
Ob die besser oder schlechter sind, zeigt die Zeit.
Man brauch nur den Mut, sich einzugestehen, dass man abbiegen sollte. D. Wieser
Das was man kennt, das was angeblich sicher scheint, ist auch das, was auf Dauer unglücklich machte und ist beim näheren Betrachten keine Option mehr. Doch was bleibt als Alternative? Eine Arbeit mit weniger Stunden, weniger Verantwortung, weniger Geld oder wieder der Weg in die Selbstständigkeit zurück? Vielleicht gibt es da draußen doch noch ein besseres Hamsterrad? Krisensicher, zukunftsfähig und sinnvoll sollte es schon sein. Ein wichtiger Punkt scheint neben einer schönen Aufgabe und dem selbstbestimmten Tun, viel Freiraum für Verantwortung und Entscheidungsspielraum zu sein sowie ein Produkt, hinter dem Frau wirklich stehen kann. Ein Produkt, dass sich durch Qualität auszeichnet, welches liebevoll hergestellt wird und vor allem für mehrere Saisons haltbar bleibt, genauso zeitlos wie ein schöner beigefarbener Seidenschal. All das würde eine Veränderung trotz neuer Strukturen und das Einstellen auf ein neues Team und eine andere Branche beflügeln.
Bunte Vielfalt statt Eintönigkeit, flache Hierarchien und Menschen statt Kontrolle. Maike ist sich sicher, so ein Unternehmen gibt es ganz bestimmt, man muss es nur finden. Los geht’s!